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Afrikaner_innen und Angehörige afrikanischen Diaspora haben im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte Visionen einer Zukunft Afrikas entwickelt, die sich vielfach von Konzepten außerhalb des Kontinents unterschieden, aber auch mit diesen verflochten waren. Gegenüber der umfangreichen und innovativen Literatur zur Geschichte europäischer Ideen für die Zukunft Afrikas, wie etwa „Zivilisation“, „Fortschritt“ und „Entwicklung“, untersucht dieses Teilprojekt Diskurse, die in Afrika bzw. der afrikanischen Diaspora selbst aktiv entwickelt worden sind. Dabei geht es immer auch darum, wie dortige Akteur_innen sich mit westlichen Vorstellungen auseinandersetzten, zentrale Begriffe und Konzepte aneigneten und modifizierten und gegen asymmetrische Machtstrukturen kämpften.

Edwin White, Thoughts of Liberian Emancipation, 1861

Edwin White, Thoughts of Liberian Emancipation

Dieses seltene Porträt eines am Kamin lesenden Afroamerikaners zeigt einen kalten Raum in dem der Mann die Zeitung studiert und sich vielleicht Gedanken über eine mögliche positive Zukunft der Kolonie Liberia macht.

Das Teilprojekt analysiert auch Zeitvorstellungen von Afrikaner_innen und Angehörigen der Afrikanischen Diaspora und wie diese mit Raumvorstellungen verknüpft waren – etwa im Vergleich mit europäischen Ideen einer zeitlich wie räumlich linear fortschreitenden Zivilisation oder geplanten „Entwicklung“. Die Forschung zu diesen Fragen betont die raum-zeitliche Verortung und Verflechtung von Zukunftserzählungen, deren soziale Vielfalt und „Einbettung“ in Machtbeziehungen. Eine besondere Rolle spielen auch Verknüpfungen zwischen religiösen und säkularen Konzepten sowie zwischen Projektionen von Zukunft und von Vergangenheit.

Die Forschungen innerhalb des Teilprojekts konzentrieren sich auf folgende spezielle Aspekte und Phasen: „The Pan-African School: Black Imperialism and Education in Sierra Leone and Liberia, 1865-1926“ (Dr. Christine Whyte, Postdoc-Mitarbeiterin bis 2015), "Africa and the Communist Countries during the Cold War: Educational exchange and cultural transfers" (Dr. Constantin Katsakirois, Postdoc-Mitarbeiter seit 2015) „In the pursuit of Greater Somalia: The Pan-Somali Movement and irredentist visions of the Somali future (1935-69)“ (Dr. Annalisa Urbano, Postdoc-Mitarbeiterin), „Soziale Bewegungen und Ideen von „Entwicklung“ in Afrika im 20. Jahrhundert“ (Prof. Dr. Achim v.Oppen, Teilprojektleiter) und „Verbindungen zwischen Harlem Renaissance (USA), Panafrikanismus und afrikanischem Nationalismus am Beispiel John Lockes“ (Prof. Dr. Susanne Lachenicht, Teilprojekt-Leiterin).