Das Icon Lab

Das Icon Lab ist einer der methodischen Zugänge in der Forschung des Teilprojekts. Es ist sowohl als Raum in der BA als auch als portable Version zu verstehen.

Entstehungshintergrund war die Verortung des Projekts, Annahmen über Bilder zu – hier insbesondere ‚Revolution‘ und ‚Utopie‘ - vermeiden. Es wäre einfach gewesen, beispielsweise aus einer Internet-Umschau Schlüsse auf visuelle Kulturen um die beiden Begriffe zu ziehen und somit eine Setzung von Archiven vorzunehmen. Diese wären bedingt gewesen von den Konjunkturen der Zeit: Projektbeginn war 2013. Der „Arabische Frühling“ hätte (noch) eine große Rolle gespielt, gleichermaßen die Bilder von politischen Figuren wie Muammar Gaddafi und Robert Mugabe, die ein bestehendes Dispositiv von Afrika, diktatorisch-geriatrische Herrschaft und Macht, unterstreichen.

Interessanter und der Komplexität des Feldes der afrikanischen und diasporischen visuellen Kulturen angemessener ist uns die Methode des Icon Labs. Das Archiv, das befragt werden soll, wird erst erschaffen: Von den Teilnehmer_innen des Icon Labs selbst.

Icon-Lab

Die Frage nach „Revolution“ ist im Lab bewusst offen formuliert: Revolution kann vieles umfassen; immer jedoch geht es um radikalen sozialen Wandel, der sich im Bild ausdrückt oder in ihm entsteht. Wir berufen uns dabei auf die Definition der Revolution, wie sie in Hobsbawm’s „The Age of Revolution“ (1962) verwendet wird: Revolution als drastischer, andauernder sozialer Wandel. Worin genau dieser Wandel besteht, was er verändert, ist dabei abhängig vom Verständnis der Teilnehmenden. So reichen die Definitionen von „Revolution“, die in Form von Bildern als visuelle Kommunikation ins Lab gebracht werden, von Dekolonisierung, Einführung der Demokratie und Bürgerrechten, Überwindung von Apartheid und Segregation, hin zu Kulturtechniken und Produktionsverhältnissen.

Die Choreographie des Labs ist schnell erklärt: Gäste und Forschungspartner_innen der Akademie sind dazu eingeladen, fünf Bilder mitzubringen, die über und von Revolution sprechen. Dieses „Sprechen“ ist dabei im Sinne von Bredekamps „Bildakt“-Modell (Bredekamp 2007) zu sehen: Ein Bild erscheint in seiner „Theorie des Bildakts“ als Sprecher, es sagt etwas.

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Mobile Version des Icon Labs in einer Session mit dem Photographen Frank Marshall, Bayreuth, Oktober 2013

Diese Annahme gliedert Bredekamp in den „schematischen“ (das Bild als Beispiel für etwas) , „substitutiven“ (hier ersetzt das Bild den Körper, z.B. das Bild der Doppelhelix, das Bild von Heiligen) und „intrinsischen“, bei dem die Bildkraft aus den formalen Elementen des Bildes kommt. Bredekamp bleibt trotz allem Fokus auf das Bild an sich vage in der Bestimmung des Punktes oder der Beziehung, in der die Energie des Bildes kippen, transformieren sollte.

Etwas Ähnliches beschreibt der Photograph William Greiner, dessen Arbeit sich mit der Präsenz von ikonischen Bildern, so von Martin Luther King, Malcom X und anderen in Stadtbildern beschäftigt; einer Art collagierter Zeit. Er schreibt dazu: “Insignificant objects in the frame take on larger symbolic meaning,” writes Greiner. “We as viewers are left to consider images frozen in time, altered not by their aging but our own.”

Icon Lab Participants 2013 (u.a.)

Gilbert Ndi Shang/Kamerun, Sam Ndogo/Kenia, Alain Ricard/Frankreich, Mauro Pinto/Mozambique, Luis Carlos Patraquim/Mozambique, Licinio Azevedo/ Mozambique, Kara Lynch/USA, Emeka Alams/USA, Sidney Casfir/Kenia, John Mateer/Südafrika, Jim Chuchu/Kenia, Jessica Williams/USA, Ato Malinda/Kenia, Tosh Gitonga/Kenia, Serawit Bekele/Äthiopien, Ronex/Uganda, Youssef Wahboun/Marokko, Peggy Piesche/Deutschland, Marco Russo/Österreich, Tobias Rupprecht/Deutschland, Frank Marshall/Südafrika, Kupakwashe Mtata/Zimbabwe, Kae Sun/Kanada,...

Autorin: Katharina Fink

Projektbeschreibung Greiner: „MLK: Gone But Not Forgotten“. Online hier lesbar (29.1.2014).